Der Stadtjugendring Hannover wendet sich in einem offenen Brief an die Fraktionsvorsitzenden der im Rat der Stadt sitzenden Parteien und fordert sie auf diesen Unsinn zu stoppen.
“Sehr geehrte Damen und Herren,
in großer Sorge um die Kinder- und Jugendarbeit in der Landeshauptstadt Hannover wenden sich die Jugendorganisationen und -verbände aus Hannover an Sie mit der Bitte, Ihren ganzen Einfluss geltend zu machen, um die sich abzeichnenden Entwicklungen zu verhindern bzw. rückgängig zu machen.
Anlass ist die Mitteilung aus der Verwaltung, dass die freien Sachmittel für die Verbände noch in diesem Jahr um 10 % gekürzt werden sollen. Diese Mitteilung trifft die Verbände exakt zum Zeitpunkt des Beginns der Ferien, an dem tausende hannoverscher Kinder und Jugendlichen mit ihren Verbänden zu Sommermaßnahmen, Freizeiten, Zeltlagern, internationalen Begegnungen starten.
Es scheint so, als würde der hannoverschen Politik und der Verwaltung die Wertschätzung und Würdigung der Kinder- und Jugendarbeit der freien Träger und Jugendverbände völlig abgehen.
Der Stadtjugendring und die Verbände befürchten Folgendes für die Zukunft der Jugendverbandsarbeit.
Zunächst stellt sich hier die Frage, mit welchem Kalkül die Stadt einen solchen Zeitpunkt wählt.
Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Vertreterinnen und Vertreter der Stadt die außerschulische Kinder- und Jugendbildung und Jugendverbandsarbeit im Zuge der Sanierung ihrer Haushaltslücken in ihren Gestaltungsspielräumen einschränken wollen und dies mit der Perspektive der Einstellung tun. Dieser Verdacht hat sich bereits im Zuge der Mitarbeit in den sozialräumlichen Koordinierungsrunden zur Neuorganisation der Kinder- und Jugendarbeit aufgedrängt, da hierbei oft eine Indienstnahme der freien Träger und Verbände ohne Berücksichtigung ihrer jeweiligen besonderen Profile( Werteorientierung )angestrebt zu werden schien.
Da das Einsparpotential bei einer Kürzung der nicht-vertragsgebundenen Sachmittel um 10 % für die Stadt denkbar gering ist, diese Einsparung für die Verbände aber einen großen finanziellen Einschnitt darstellt, geht es offenbar vor allem um eine Beschneidung des Gestaltungsfreiraums von Kindern und Jugendlichen, die sich außerschulisch ehrenamtlich engagieren. Mit dem kleinstmöglichen Ertrag wird der größtmögliche Schaden angerichtet.
Betroffen hiervon sind nicht nur die Aktivitäten der Jugendverbände, wie Ferienfreizeiten, internationale Begegnungen und politische sowie gesellschaftliche Kinder- und Jugendarbeit in Gruppenstunden und Arbeitskreisen, sondern auch die von ihnen betriebene Arbeit in Jugendzentren, Kinderprojekten , Nachbarschaftstreffs und der aufsuchenden Jugendarbeit in den Stadtteilen.
Und ein weiteres Argument kommt hinzu: Die Streichungen treffen die Verbände in einer Situation, in der die Sachmittel sowieso schon äußerst angespannt sind, weil sich die Personalkosten in die Gesamtbeihilfe bis zu Anteilen um die 90 % hineingefressen haben.
Da gibt es keine Spielräume mehr.
Die von der Stadtverwaltung geplante Maßnahme wird nichts zur Sanierung des Haushaltes beitragen, aber zu einer weiteren Verunsicherung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führen. Dabei wäre es so wichtig, dass auch die Arbeit der haupt- und ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen gewürdigt würde.
Sie sind es, die mit den Kindern und Jugendlichen an der Zukunft unserer Gesellschaft arbeiten.
Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen haben die Anleitung zur Selbstorganisation und Partizipation und von Spontanität zum Ziel. Es geht darum, andere Lebenswelten und Alternativen zu einem teilweise tristen, oft medial bestimmten Alltag zu entdecken, gemeinsam eigene Ideen umzusetzen. Sie können in der Kinder – und Jugendarbeit lernen, Verantwortung für ihr eigenes Leben und auch für andere zu übernehmen, sich kritisch mit sich selbst und ihrer Umgebung auseinanderzusetzen und Konflikte friedlich zu lösen.
Es ist insgesamt hinreichend deutlich, dass der Ertrag dieser Maßnahme fragwürdig ist.
Was für die Verbände und den Ring bis zur Empörung unverständlich ist, ist der Zeitpunkt der Ankündigung.
Die Jahresplanung in den Verbänden ist seit Monaten abgeschlossen. Für viele bedeutet das, nun ihre Aktivitäten für den Rest des Jahres auf Finanzierbarkeit zu überprüfen und Maßnahmen ersatzlos zu streichen.
Viele MitarbeiterInnen in der Stadtverwaltung und in den Verbänden werden unnütz und sinnlos beschäftigt, um eine vermeintliche Höhe für die Streichungen zu erarbeiten.
Bitte stoppen Sie diesen Unsinn innerhalb Ihrer politischen Möglichkeiten.
Die Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen bitten wir, sich auf Ihr eigenes Arbeitsprogramm 2011- 2016 zu beziehen und an der Umsetzung festzuhalten.
„Die städtischen Zuwendungen, z.B. an die vielen sozialen und kulturellen Einrichtungen, Sportvereine und Beratungseinrichtungen, sind ein unverzichtbarer Bestandteil der städtischen Infrastruktur. Das bestehende Volumen wird auch in Zukunft gesichert … im Laufe des Zeitraums dieser Vereinbarung erhöht.“
Kinder- und Jugendarbeit ist für die Entwicklung eines Gemeinwesens wie der Stadt Hannover unverzichtbar.
Bitte setzen Sie sich jetzt und in naher und ferner Zukunft weiterhin dafür ein.
Vielen Dank”