Wir möchten alle Interessierten zu einem Vortrag und einer Diskussion mit Stephan Grigat einladen. Die Veranstaltung zu obigem Thema findet am 7. Mai um 19.00 Uhr in den ver.di Höfen statt.
Moishe Postones Thesen zum Nationalsozialismus müssen vor dem Hintergrund der Jahrzehnte vorherrschenden linken Verharmlosung des Antisemitismus als Revolutionierung der materialistischen Kritik am Antisemitismus betrachtet werden.
Dabei geht er von den Grundkategorien in Marx’ „Kapital“ aus und entschlüsselt den modernen Antisemitismus als Hass auf das Abstrakte und unterscheidet ausdrücklich zwischen Antisemitismus und Rassismus.
Seine Analyse der nationalsozialistischen Vernichtungspraxis als Bruch mit dem wirtschaftlichen Grundprinzip des Kapitalismus und seiner politischen Herrschaftsweise haben ebenso Maßstäbe gesetzt wie seine Kritik an der deutschen Linken und einer sich für fortschrittlich haltenden Voreingenommenheit gegenüber dem Kapitalismus.
Der Vortrag soll sowohl die Grundzüge von Postones Kritik als auch seine Rezeption in der deutschen Linken seit Beginn der 1990er-Jahre nachzeichnen und auch fragen, was seine Analyse des islamischen Antisemitismus als „fetischisierte, zutiefst reaktionäre Form von Antikapitalismus“ für ein Verständnis des Zionismus und die gegenwärtige Solidarität mit Israel bedeutet.
Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter an der Universität Wien, Permanent Fellow am Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam und Research Fellow am Herzl Institute for the Study of Zionism and History der University of Haifa. Er ist Autor von „Die Einsamkeit Israels. Zionismus, die israelische Linke und die iranische Bedrohung“ (Konkret 2014) und Herausgeber von „AfD & FPÖ. Antisemitismus, völkischer Nationalismus und Geschlechterbilder“ (Nomos 2017) sowie „Iran – Israel – Deutschland: Antisemitismus, Außenhandel & Atomprogramm“ (Hentrich & Hentrich 2017) sowie „Fetisch & Freiheit. Über die Rezeption der Marxschen Fetischkritik, die Emanzipation von Staat & Kapital & die Kritik des Antisemitismus“ (ça ira 2007)