Stellungnahme des Vorstandes zu den Hausbesetzungen Limmer98 und Fromme 2

Jugendliche brauchen Freiräume!

Auf dem Weg zum Erwachsenwerden brauchen junge Menschen Räume in denen sie sich fern von den Eltern, fern von Erwachsenen bewegen, treffen und untereinander austauschen können. Erwachsenwerden vollzieht sich nicht nur im Rahmen von Jugendzentren, Eltern odern ErzieherInnen und SozialpädagogInnen, sondern findet statt in den eigenen Peergroups, in eigenen, selbstgeschaffenen Räumen – in Freiräumen.



Jugendliche auf der roten Liste!

Genau diese Räume werden uns Jugendlichen aber zunehmend genommen. In der Fachsprache nennt man das verkompliziert: Gentrifizierung. Was wir sehen: Einzel-Läden verschwinden, werden durch Ladenketten ersetzt, alte Häuser verschwinden, werden durch Neubauten ersetzt, StudentInnen verschwinden in die Außenbereiche der Stadt, die obere Mittelschicht zieht ein, Fußgängerzonen werden in „shopping malls“ und Ramschmeilen verwandelt, werden auf ihre kommerzielle Nutzung reduziert, werden solange umkonfiguriert, bis sie nur noch das „geeignete Publikum“ ansprechen: Menschen mit viel Konsumpotential, Menschen mit Geld. In der Fachsprache nennt man das verkompliziert: Kommerzialisierung öffentlicher Räume. Was wir sehen: Jugendliche können sich zunehmend nirgendwo mehr aufhalten ohne dafür bezahlen zu müssen. Ihre Lebensräume werden durchgehend ersetzt durch Plätze, deren Zweck ein rein ökonomischer ist, an denen Jugendliche die sich einfach nur treffen wollen, mit strafenden Blicken betrachtet werden. Wir sehen, dass spontane, selbstorganisierte Kulturangebote wie Straßentheater verdrängt werden durch das Werbe TamTam von Handyanbietern, Reisebüros und Banken. Wir erleben, dass Jugendliche ausweichen, aus dem öffentlichen Bild verschwinden, weil sie an ihren alten, nun mehr komplett an der Maxime der Gewinnmaximierung ausgerichteten, Plätzen, unerwünscht sind. Wir erleben, dass viele Jugendliche zu Hause bleiben, weil ihr letzter Rückzugsort, das eigene Zimmer und das Internet geworden sind. Gleichzeitig erleben wir auch PolitikerInnen, die eine desinteressierte, medienfixierte und politikverdrossene Jugend geißeln und sich bei Ereignissen wie Tessa´s Geburtstag über die unberechenbare, mobhafte Jugend beschweren! Wir wissen, dass es kaum Zweck hat mit Menschen zu reden, die Jugendliche auf ihre Kaufkraft reduzieren. Deswegen gilt für uns:


Freiräume verteidigen und zurückerobern!

Darum erklären wir uns solidarisch mit den Jugendlichen die sich in Hannover in der Limmer98 oder der Fromme 2 in Lüneburg organisieren, um ihre Freiräume zu verteidigen – und damit ihr Recht auf eine freie persönliche Entwicklung zu bewahren. Wenn man die Reaktionen auf diese Aktionen beobachtet, dann kann wohl schlecht von Randalierern die Rede sein. Beide Aktionen werden von einem breiten Spektrum unserer Gesellschaft unterstützt. Denn auch Eltern, die nicht derart spießig sind, dass sie ihre Jugendzeit verdrängen, wissen wie wichtig die Erhaltung von Freiräumen ist. Gerade diese beiden Hausbesetzungen zeigen, dass es nicht an den Jugendlichen selbst, sondern an den PolitikerInnen, an dem ganzen System der Verzweckung der Erziehung, Ausbildung und letztlich der Lebensräume dieser Jugendlichen liegt, wenn sie „träge“ und „politikverdrossen“ erscheinen.

Aus diesem Grund unterstützt der Bezirksvorstand der Falken Hannover ausdrücklich die beiden genannten Hausbesetzungen. Wir fordern die KommunalpolitikerInnen aller Parteien auf: die Bestrebungen der Gründung eines kulturellen Zentrums in der Limmerstraße 98 in Hannover und den Erhalt der Freiräume in der Frommestraße in Lüneburg, zu unterstützen. Wir wollen freie Entfaltungsräume für uns und die kommenden Generationen!


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