Voraussichtlich zwischen dem 25. und 28. November wird wieder ein Castortransport, aus dem französischen La Hague, ins niedersächsische Zwischenlager Gorleben rollen. Sein Weg führt durch viele bewohnte Gebiete, auch Linden, Lehrte und Burgdorf wird er passieren. Dem Castortransport werden sich unterschiedlichste Menschen entgegenstellen. Castortransporte ins Wendland haben sich über die letzten Jahrzehnte zu den größten Kristalisationspunkten der Anti-Atom-Bewegung weltweit entwickelt. Sie sind der Ort, wo Atompolitik am leichtesten angreifbar ist, vor allem auch wegen der tiefen Verwurzelung der Protestbewegung im Wendland. Beinahe die gesamte Bevölkerung, Alt und Jung, unterstützt die Bewegung. Auch wir Falken! Dieser Artikel (Ausschnitt aus Indymedia https://de.indymedia.org/2011/09/317239.shtml) erläutert politische Hintergründe zum „Endlager“ Gorleben.
Einen ähnlich konsequenten „Atomausstieg“ wie er uns jetzt vorgegaukelt wird, gab es auch schon mal im Jahr 2000 unter rot-grüner Bundesregierung: der „Atomkonsens“. Er garantierte den deutschen Kernkraftwerken den ungestörten Weiterbetrieb bis zur Schrottreife. Nacheinander sollten ganz langsam die AKWs abgeschaltet werden, jenachdem wielange sie schon am Netz waren. Das letzte AKW wäre nach diesem Vertrag erst nach 2030 abgeschaltet worden. Als wäre dies nicht schon genug Zugeständnis an die Atomlobby, gab es für AKW-Betreiber unter Rot-Grün auch die Möglichkeit, die Restlaufzeit für einzelne AKWs auf andere AKWs anzurechnen. Es konnten AKWs, die laut Ausstiegsvertrag abgeschaltet werden sollten weiterlaufen, weil dafür irgendwann in der Zukunft ein anderes AKW früher als vereinbart heruntergefahren würde. Verständlich, dass sich die Bewegung im Wendland durch diesen „Atomausstieg“ nicht befrieden ließ. Trotz der ungelösten Endsorgungsfrage noch für 20 Jahre Atommüll zu produzieren ist fürs Wendland keine Lösung des Problems. Für die Bewegung ist der sofortige Ausstieg aus der Kernenergie Losung. Dass der rot-grüne Scheinausstieg im Jahr 2010 von Schwarz-Gelb zurückgenommen wurde, trieb natürlich viele Menschen zum Castortransport.
Auch die Parteien, die den „Atomkonsens“ mitgetragen hatten, mobilisierten wieder ins Wendland, was an Scheinheiligkeit kaum zu Überbieten war. Aber ob mit oder ohne „Laufzeitverlängerung“ – der Widerstand wäre nicht befriedet. Die wendländische Bevölkerung hat über die Jahrzehnte ein gesundes Misstrauen gegenüber Aussagen der Obrigkeit entwickelt und wird weiter Widerstand leisten, bis das letzte AKW vom Netz ist und die Endsorgungsfrage geklärt ist. Daran ändert auch nicht, dass Schwarz-Gelb nach Fukushima die Notbremse gezogen hat und jetzt von der „Energiewende“ redet. Acht AKWs wurden abgeschaltet und das letzte AKW soll nun doch „schon“ 2022 vom Netz gehen. Es ist schon beinahe komisch, wie Stromversorger im Augenblick für regenerative Energiequellen werben und den angelockten Kunden klammheimlich ihren „Strommix“ andrehen. Besser als der „Atomkonsens“ von Rot-Grün ist das neue Modell von Schwarz-Gelb sicherlich, aber da ginge sicherlich noch mehr. So soll nun noch für 11 Jahre Atommüll produziert werden, von dem keiner weiß, wo er entsorgt werden könnte. Es wird oft das Szenario von einer Stromversorgungslücke herbeigerufen. Dass schon heute Anbieter von Strom aus regenerativen Quellen Probleme haben, ihre Energie ins Netz einzuspeisen, weil das komplette Netz mit Strom aus fossilen Quellen überlastet ist, wird gerne verschwiegen. Dass das Netz für „Ökostrom“ noch stark ausgebaut werden muss, ist sicherlich richtig, aber noch 11 Jahre zu warten, bevor das letzte AKW in Deutschland vom Netz geht, ist wohl auch vor dem Hintergrund eher ein großes Zugeständnis an die Anbieter von Kernenergie. Die „Energiewende“ könnte sicherlich schneller vonstatten gehen, als man uns weismachen will. Es hat sich am Kritisierten wenig geändert und von daher spricht wenig dafür jetzt aufzuhören Widerstand zu leisten. Es wäre geradezu naiv auf die Versprechen und Ausflüchte der Obrigkeit zu hören und darauf zu warten, dass die „Energiewende“ vollzogen wird. In 11 Jahren kann viel geschehen, Mehrheiten können sich ändern, und daher ist es nur konsequent, den Entscheidungsträgern solange auf die Finger zu (sc)hauen, bis der Atomausstieg vollzogen ist … .
Strahlungsgrenzwert im Zwischenlager Gorleben fast erreicht
Im Gorlebener Zwischenlager sind die Castorbehälter der einzige Schutz vor Radioaktivität. Und es ist bekannt, dass die Behälter einen Teil der Strahlung entweichen lassen. Aktuell geht durch die Presse, dass in der Umgebung dieser „Kartoffelscheune“ die radioaktive Belastung, vermutlich durch den letzten heißen Transport, stark zugenommen hat. Die gemessenen Werte kommen hochgerechnet dem Jahres-Grenzwert für „strahlenexponierte Personen“ (Arbeiter im AKW,…) sehr nah. Mit dem nächsten Castortransport ist davon auszugehen, dass die radioaktive Belastung über den Grenzwert steigt. Den direkten Anwohnern in Gorleben würde dann eine Strahlenbelastung zugemutet, die über der liegt, der Arbeiter in einem Kernkraftwerk ausgesetzt werden dürfen. Eine logische Folge wäre, deshalb den nächsten Castortransport zu stoppen. Doch aufgrund der Staatsräson wollen die zuständigen Stellen nichts davon wissen. Die Bürgerinitiativen klagen derzeit gegen den Transport, doch es ist davon auszugehen, dass die Gerichte trotz der klaren Fakten im Sinne der Staatsräson handeln werden und die Überschreitung des Grenzwertes beschließen.
Siehe auch: https://www.contratom.de/castorticker2011.php?id=37560
Für weitere Informationen, zu den Aktionen und der Demo in Dannenberg am 26.11. siehe